Josef „Jupp“ Krings gehörte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands 62 Jahre an. Über Jahrzehnte bekleidete er verschiedene Führungsämter innerhalb der Partei und seines Ortsvereins Duissern. Von 1966 bis 1970 war er Abgeordneter im Landtag NRW. Dann widmete er sich komplett der Kommunalpolitik. Er war 37 Jahre Mitglied im Rat der Stadt Duisburg und währenddessen von 1969 bis 1974 Bürgermeister und anschließend 22 Jahre Oberbürgermeister der Stadt. Das Amt des Oberbürgermeisters war damals noch ein Ehrenamt. Und er übte es neben seinem Beruf als Realschulrektor aus. In dieser Zeit prägte er die Entwicklung Duisburgs maßgeblich und war für viele Menschen nicht nur höchster Repräsentant der Stadt, sondern eine wichtige Identifikationsfigur. Der vom Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium im Auftrag des DGB Niederrhein produzierte Film spiegelt Jupp Krings‘ vielfältiges Wirken für seine Stadt Duisburg als Oberbürgermeister gut wider.
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Die „Ära Krings“ war zunächst durch das Zusammenwachsen der 1975 durch die kommunale Neuordnung zu Duisburg gekommenen Gebiete – die Städte Homberg, Rheinhausen und Walsum, die Gemeinde Rumeln-Kaldenhausen sowie der Ortsteil Baerl der Gemeinde Rheinkamp – geprägt.
In der Vorweihnachtszeit 1987 wurde bekannt, dass der Krupp-Konzern das Hüttenwerk in Rheinhausen binnen eines Jahres schließen wollte. Oberbürgermeister Jupp Krings erfuhr die Nachricht nicht von der Unternehmensseite, sondern vom Betriebsrat am Telefon: „Jupp, Du musst mal rüber kommen, die wollen uns hier platt machen!“ Was folgte, war ein legendärer Arbeitskampf mit einem Oberbürgermeister, der sich solidarisch an die Seite der Stahlarbeiter stellte.
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Bei allem Einsatz konnten die Protestaktionen nur einen Aufschub bewirken: Die Hochöfen des Werks wurden 1989 und 1990 stillgelegt, das gesamte Werk am 14. August 1993 endgültig geschlossen. Jupp Krings machte sich daran, neue Perspektiven für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu schaffen. Der Strukturwandel in Duisburg trägt seine Handschrift. Er setzte sich erfolgreich dafür ein, dass die Stadt große Unterstützung beim Ausbau des Hafens und bei der Umwandlung der Krupp’schen Brache in ein Logistikzentrum erhielt. Der Ausbau Duisburgs zu einem der führenden Logistikstandorte Europas hat nicht zuletzt hier seinen Ursprung.
Jupp Krings war ein Arbeiterkind – sein Vater war Straßenbahnschaffner, seine Mutter Hausfrau – und deswegen war für ihn der hohe Stellenwert der Bildung stets eine Herzensangelegenheit. Gleiche Bildungschancen für alle Menschen und nicht die soziale Herkunft sollten seiner Meinung nach über die Zukunftschancen der Menschen entscheiden. Als Landtagsabgeordneter war er mit verantwortlich dafür, dass Duisburg Hochschulstandort wurde. 1972 wurde die Gesamthochschule Duisburg, die heutige Universität Duisburg-Essen, gegründet. Bis 1997 war er Vorsitzender des Kuratoriums der Universität, deren Ehrensenator er bis zu seinem Tod war.
Jupp Krings war immer ein Freund der Kunst und Förderer der Kultur. Kunst und Kultur dürfen kein Luxus für Besserverdienende oder Eliten sein, sondern müssen immer auch Teilhabe am städtischen Leben für breite Bevölkerungsschichten sichern. In seine Amtszeit fielen die Einrichtung des Museums der Deutschen Binnenschifffahrt, der Neubau des Kultur- und stadthistorischen Museums und der Erweiterungsbau des Lehmbruck-Museums. Und Festivals wie die „Duisburger Akzente“ (ab 1977) erreichten nationale Beachtung.
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Bereits als Ratsherr setzte sich Krings erfolgreich für die Gründung des filmforums, des ältesten kommunalen Kinos in Deutschland, ein. In einer Kulturausschusssitzung las er das damals von Paukerfilmen und Schulmädchen-Reports dominierte Kinoprogramm aus der Zeitung vor, um erfolgreich für die Gründung eines kommunalen Kinos zu werben.
Auch die Schimanski-Tatorts hatten in Jupp Krings einen großen Unterstützer. Laut Tatort-Erfinder Günther Witte hätte sich der von Götz George gespielte Fernsehkommissar ohne die Unterstützung des Duisburger Oberbürgermeisters nicht so lange auf dem Bildschirm halten können. Als ihm ein sauerländischer Bürgermeister schrieb und sich beschwerte, wie die Stadt Duisburg solch einem Raufbold wie Schimanski auch noch Unterstützung gewähre, antworte Krings zurück: „Ich nehme Schimanski als Kunstfigur, wie ich auch Richard III. oder Hamlet als Kunstfigur nehme.“
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Auch nach seinem Ausscheiden 1997 aus dem Amt des Oberbürgermeisters blieb er ein Repräsentant der Stadt, als „Alt-Oberbürgermeister“ eine moralische Instanz. Nach der Katastrophe der Duisburger Loveparade engagierte sich Krings auf mitfühlende Weise und nahm Kontakt zu den Hinterbliebenen der Opfer auf. So war es auch Josef Krings, der als Vertreter der Stadt Duisburg das Mahnmal der Loveparade-Katastrophe an der Seite von Hannelore Kraft einweihte. Immer nah bei den Menschen und ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte „seiner“ Bürgerinnen und Bürger – das war Josef Krings.
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